Empire of Sin - Kritik (2024)

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Jeder hat wohl so eine Zeit, in die sie oder er gerne zurückreisen würde. Einige träumen davon, als stattlicher Ritter zu kämpfen oder auf einem weißen Pferd durch den New Yorker Nachtclub „Studio 54" zu reiten. Mich haben schon immer die Goldenen Zwanziger gereizt, eine Zeit in der Gangster echte Prominente waren. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob ich das Zeug dazu habe, mit Bugsy Siegel oder Bonnie und Clyde mitzuhalten, aber in Romero Games' Empire of Sin kann ich es zumindest versuchen.

In diesem Strategiespiel müssen wir eine Verbrecherorganisation im Chicago der 1920er zum Erfolg führen. In den Zwanzigern herrschte in Amerika die Prohibition, die Herstellung von Alkohol war also gesetzlich verboten. Für uns Gangster ist das eine gute Möglichkeit, um schnell und einfach Geld zu verdienen. Eine weitere, lukrative Einkommensquelle sind Casinos und Bordelle, denn natürlich wird auch dort Alkohol ausgeschenkt.

Empire of Sin ist ein strategisches Aufbauspiel, das in zwei Teile aufgeteilt ist. Es gibt den eben erwähnten Management-Bereich, in dem wir unser Imperium aufbauen, die andere Seite der Medaille bilden strategische Kämpfe, in denen wir taktisch agieren müssen. Stellt euch den Titel also am besten wie eine Mischung aus Civilization und Xcom vor, dann dürftet ihr eine gute Vorstellung haben.

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Unsere Brauerei produziert den Alkohol, der dann in unseren Untergrundbars ausgeschenkt wird. Wir investieren regelmäßig in neue Gebäude und heuern gleichzeitig frisches Personal an. Upgrades sorgen für mehr Lagerraum, hochwertigeren Schnaps und schickeres Ambiente. Auch die Sicherheit lässt sich steigern, was dann wiederum mehr Kundschaft anlockt. Die Nachfrage nach Alkohol ist hoch, deshalb lässt sich auf diese Weise leicht Geld verdienen.

Alternativ gibt es die Raubzüge, in denen wir uns um verfeindete Rivalen kümmern oder Allianzen mit ihnen schmieden. In den Revierkämpfen sollten wir ein paar Schlägertypen anheuern, doch diese Typen sind nicht billig. Ihr könnt eure Truppen auf dem Schwarzmarkt bessere Ausrüstung besorgen, also Knarren und Schutzmäntel, die natürlich der damaligen Zeit entsprechen.

Die Kämpfe laufen im bekannten Xcom-Stil ab: Wir haben eine bestimmte Anzahl an Aktionspunkte pro Runde und teilen sie auf Bewegungen und Angriffe auf. Der Erfolg hängt von diversen Prozentzahlen ab, darunter Reichweite und Genauigkeit unserer Waffen oder ob unser Gegner in Deckung gegangen ist. Wir können uns allerdings nicht einfach so zur Spitze der Gangster-Rangliste vorkämpfen, denn obwohl unsere Erfolgsaussichten hoch scheinen, kann uns das Glück stets verlassen. Selbst wenn wir unserem Gegner das Maschinengewehr quasi an den Kopf halten, können die Schüsse noch daneben gehen.

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Die Charaktere unterscheiden sich grob voneinander, aber eigentlich nur in Kleinigkeiten. Am Anfang wählen wir unseren Gangsterboss aus einer Reihe bekannter Charaktere aus. Das kann Al Capone oder Dean O'Bannion sein und wenn ihr so gerne Gangsterfilme schaut, wie ich, dann habt ihr sicher schon einen Favoriten. Jeder Boss hat seine eigenen Fähigkeiten, die ihn vom Rest der Truppe unterscheiden. Meistens dreht es sich dabei um eine bestimmte Vorliebe bei illegalen Aktivitäten oder einen bestimmten Kampfstil.

Angelo Genna steht beispielsweise auf Messer, er kann die Flüsterkneipen günstiger ausbauen und jede seiner Brauereien bekommt eine zusätzliche Wache. Die Fähigkeiten sind nützliche Extras, doch sie machen eigentlich keinen großen Unterschied, wenn ihr nicht auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad spielt. Eure anderen Gefolgsleute werden von der CPU gesteuert, wenn ihr nicht gerade im Kampf seid.

Das Design von Chicago ist interessant, denn die Stadt ist in verschiedene Bezirke unterteilt, zwischen denen wir nur mit einer Schnellreisefunktion hin und herreisen können. In den Bezirken steuern wir unsere Spielfigur aus einer isometrischen Perspektive, alternativ spielt ihr gleich komplett über die Weltkarte. Die isometrische Perspektive konnte meine Immersion jedoch verstärken, denn man spürt die lebendige Stadt mit ihren Passanten und Gangs dadurch einfach mehr.

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Die Welt von Empire of Sin ist interessant gestaltet worden und die Interaktion zwischen den Gangsterbossen trägt zur Immersion bei. Die Erzählstruktur schwächelt hingegen ein bisschen, aber sie lässt euch immerhin eigene Entscheidungen treffen und macht das Spiel somit persönlicher. Der Simulationsaspekt hat mich wirklich angesprochen, denn ich hatte viel Freude damit, mein Imperium aufzubauen, mich um meine Finanzen zu kümmern und klug zu investieren. Es gibt jedoch auch einige Probleme:

Wer nicht gerade in Xcom oder anderen Hardcore-Strategiespielen lebt, denn werden die Kämpfe sicher nerven. Eine Trefferchance von 76 Prozent fühlt sich in Empire of Sin häufig eher nach einer 13-prozentigen Chance an, doch das deutlich größere Problem sind die Bugs. Ich bin auf etliche sehr störende Spielfehler gestoßen, darunter nicht enden wollende Ladebildschirme und Abstürze. Mehrmals wurden Spielszenen nicht wie geplant fortgesetzt, was durch Laden der letzten Speicherpunkte umgangen wird. Es wird sicherlich ein Update zum Release geben, das solche Probleme vielleicht lösen wird, aber die Vielzahl der Fehler beunruhigt mich.

Ich mag dieses Spiel dennoch, denn es hat großes Potential. Was Romero Games mit ihrem neuen Projekt zeigt, lässt mich auf die Zukunft des Studios hoffen. Die Bugs sind allerdings wirklich störend und unübersehbar. Ich finde es schwer, dass Spiel in diesem Zustand zu empfehlen, wenn der Spielfortschritt mehrfach komplett gestoppt wird. Ihr müsst also selbst entscheiden, ob ihr nicht vielleicht doch noch warten könnt.

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Author: Kerri Lueilwitz

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